Fehrings Philosophie
oder: Das Geheimnis heißt Zielspiel
Am Anfang war das Konzept. Und das hieß für den Kölner Golfclub: "Jeder, der Golf spielen möchte, soll dies nach seinen eigenen Wünschen und Möglichkeiten tun dürfen." Einen Golfplatz um ein Konzept herum zu bauen und so zu gestalten, dass er gute Spieler auf allen Bahnen immer wieder aufs Neue motiviert und weniger gute Spieler nicht ständig demotiviert, war keine leichte Aufgabe – auch nicht für einen erfahrenen Golfplatz-Designer wie Heinz Fehring.
In Richtung Fahne zielen
"Der Golfer soll nicht einfach Bälle schlagen und drauf los spielen. Er soll sich bewusst in Richtung Fahne orientieren und genau dorthin spielen", erklärt Fehring. Viele Spieler, so weiß er, spielen nur ins Gelände und nicht bewusst genug auf das Ziel hin. Dies gilt schon beim Einschlagen oder Üben auf der Driving Range. Und so findet man im Kölner Golfclub auch auf der Driving Range eine Reihe von Zielgrüns mit Fahnen in ganz unterschiedlichen Entfernungen. Dass die Range von beiden Seiten bespielt werden kann, ist nicht ungewöhnlich, braucht aber viel Platz. Den gibt es im Kölner Golfclub. Ungewohnt für viele Spieler ist auch, dass sie ihre Bälle nicht unbedingt landen sehen. Denn rund um die leicht erhöht liegenden Zielfahnen "verschwindet" der Ball in einer Senke. So wird dem Golfer der Unterschied zwischen Ziel und Abseits deutlich sichtbar gemacht.
Bäume lenken den Ballflug
Mehr als 2.500 große Bäume und Sträucher sowie knapp 30.000 Büsche, Heckensträucher und Bodendecker verteilen sich auf rund 91 ha. Die meisten der Gehölze stehen in Gruppen zusammen, sodass immer irgendetwas blüht. Aber Heinz Fehring pflanzt nicht nur für Auge und Gemüt, sondern vor allem mit Plan: An vielen Stellen, wie rund um das Kölner Golfsportzentrum, dienen die Bäume und Sträucher als Schutz und Begrenzung. Vor allem aber sorgen sie für Kontur und geben die Richtung des Ballflugs vor, sie rahmen ein und gestalten das Loch mit.
Jeder Ball wird gefunden!
"Ballverlust ist für jeden Golfer eine Tragik", weiß der ehemalige Golf-Profi, der in den 60er Jahren zu den besten Spielern Deutschlands gehörte und lange als Trainer gearbeitet hat. "Nicht, weil der Ball Geld kostet. Ihn zu verlieren, ist etwas Emotionales." Und so gehört zum Konzept des Kölner Golfclubs der Anspruch: Jeder Ball wird gefunden! Eine Ausnahme bilden nur die drei Grüns vor dem Clubhaus, vor denen jeweils ein Wasserhindernis liegt. Ansonsten liegen die Hindernisse seitlich. Und nur, wenn der Ball "schief geschlagen" wird, landet er zwischen den Büschen oder im Wasser. „Das heißt, auch schwache Spieler werden nicht demotiviert, weil sie ihren Ball finden. Und gute Spieler finden die Herausforderung. Sie werden jeden Schläger in der Tasche brauchen, um den Platz vom weißen Abschlag aus zu bezwingen.
Täglich neu auf den Platz einstellen
Ein Golfplatz muss gute und weniger gute Spieler ansprechen, sie fesseln und in seinen Bann ziehen – jeden Tag und immer wieder. Damit auch ein noch junger Platz wie der Kölner Golfclub diesem Anspruch genügt, ist er nicht nur sehr groß und sehr onduliert, sondern auch extrem veränderbar: Der Golfer kann täglich neu entscheiden, welche Form des Golfspiels er wählt, ob mit viel Zeitaufwand oder wenig, "just for fun" oder Turniermodus. Die verschiedenen Abschläge und PAR’s der Courses sowie die zeitliche Einteilung für 9 Spielbahnen von 45 bis 135 Minuten bieten maximale Vielfalt. Zusätzlich kommen noch die Trainings-Courses hinzu. Mehrmals wöchentlich werden die Fahnen auf den Grüns neu gesteckt. Und so muss auch jemand, der täglich spielt, sich jeden Tag neu orientieren und auf den Platz einstellen.
Dadurch bleibt der Platz immer interessant. Jede Runde ist anders. Und dann finden auch gute und erfahrene Spieler immer wieder neue Herausforderungen. Zusätzlich wird das Spiel von ganz natürlichen Dingen beeinflusst: "Wind, Wetter und Temperaturen ändern sich nicht nur täglich, sondern manchmal sogar stündlich." So wird jeder Golfer jede Runde neu erleben.
Wo will die Energie hin?
Damit jeder Spieler seine Herausforderung, aber auch Freude findet und die Gelegenheit bekommt, stolz auf sich zu sein, hat Heinz Fehring viel über die Energie nachgedacht, die zwischen Abschlag und Fahne fließt. Er hat sich gefragt: Wo will die Energie hin? Wo driftet sie ab? Und wie kann man sie durch Gestaltung der Optik so lenken, dass sie sich nicht seitlich verflüchtigt, sondern ins Ziel führt? Emotional ausgedrückt: Macht es Freude, dieses Loch zu spielen? Ist der Schlag einladend oder sperrt sich das Loch? In der Golfersprache ausgedrückt: Ist es ein gutes Loch oder nicht? Und erst, als Fehring Antworten auf alle Fragen hatte, wusste er genau, wo er Hindernisse anlegen muss, wo die Bäume und Sträucher pflanzen, wo die Steine hinsetzen. "Die Energie wird gelenkt durch die Konturen des Lochs. Und einen Platz zu gestalten, ist ein Balanceakt", sagt Fehring und lacht: "Das hat ein bisschen was von Feng-Shui oder den alten Druiden. Aber so funktioniert es."